18. November   Weite Teile der Bevölkerung, darunter fast die gesamte Immobilienbranche, kommentieren den Gesetzesentwurf zur Bekämpfung der unrechtmäßigen Bereicherung.  Darin ist die Rede von 16-monatigen Ermittlungen, ohne Wissen der betroffenen Personen.  Nach Ablauf dieser Frist soll das gesamte Eigentum der Person eingefroren werden bis diese beweist, dass alles rechtens erworben wurde, auch wenn der Erwerb mehr als fünfzehn Jahre zurückliegt.  (Bis jetzt ist man nach zehn Jahren Besitz Eigentümer, unabhängig davon, wie es zu diesem Besitz kam.)  Auch die Einkünfte eines - eventuell inzwischen verstorbenen - Verkäufers muss der Käufer einer Immobilie nachweisen.  Der Wahnsinn geht weiter in der einmonatigen Frist, in der Widerspruch zu alldem eingelegt werden darf.  Das Mandat der Kommissionsmitglieder, die über Schicksäle von ganzen Familien entscheiden wird, darf beendet werden, wenn die Geheimdienste dies vorschlagen.

Ab sofort stellen wir das Führen dieses Immobilien-Blogs ein, weil wir niemandem - auch indirekt - zu einem Immobilienkauf in Bulgarien raten können.  Auf unserer aktuellen Immobilienseite werden nur die Preise von Immobilien erscheinen, ohne Kommentar.  Auch wenn das Gesetz in dieser Form nicht verabschiedet wird, so genügt doch allein die Diskussion über die Zerschlagung von rechtsstaatlichen Prinzipien, um den Investoren zu raten auf besseren Zeiten zu warten, die unweigerlich kommen werden.  Unsere deutsche Leser wissen es sehr gut: ein Staat, der sich "tausendjähriges Reich" nannte, hat nur zwölf Jahre gedauert.  Jeder Wahnsinn, wo ein Regierungschef glaubt, dass die Welt mit ihm beginnt, hat ein Ende. ☺  Dieses gilt jetzt abzuwarten.

02. November   In den Spätnachrichten von bTV wurde berichtet, dass der Rückgang in der Baubranche im Vorjahr 70% betrug, in diesem Jahr kamen weitere 20% dazu.  Die Erwartungen seien, dass der Rückgang sich in diesem Jahr fortsetzen wird.  Vor Jahren arbeitete die Branche mit 100% Gewinn, heute hingegen reichen 20 bis 30 Prozent aus.  Die Immobilienpreise seien seit Anfang der Krise um 30% gefallen.

Einige dieser Zahlen halten wir für etwas übertrieben, vor allem was die Gewinnspannen angeht.  Der düsteren Prognose müssen wir uns allerdings vorbehaltlos anschließen.  Dafür sprechen die wachsende Unsicherheit und die rasant steigende Fiskalbelastung.  Auch wenn die Steuersätze gleich geblieben sind, werden viele Gesetzestexte jetzt plötzlich so ausgelegt - vor allem, was die Mehrwertsteuer angeht - dass die effektive Besteuerung wesentlich höher ausfällt.

30. September  Unglaubliche Bilder wurden in allen TV-Nachrichten verbreitet.  Experten der bulgarischen Steuerbehörde und ihr Chef höchstpersönlich haben eine Luftbeobachtung von Immobilien potentieller Steuerhinterzieher von einem Hubschrauber aus durchgeführt.  Journalisten waren auch eingeladen.  Es hieß, so werde eine Liste von Steuerhinterziehern gemacht, so dass Ermittlungen in dieser Richtung beginnen können.  Auf dem Landweg ging eine solche Kontrolle nicht, da es den Steuerinspektoren

angeblich nicht möglich war, freien Einlass in die Immobilien zu bekommen - die Sicherheitsmänner der vielen geschlossenen Siedlungen hatten dies verhindert.

Wer bis gestern nicht an Wunder geglaubt hat, wurde eines besseren belehrt.  Unseren deutschen Besuchern werden sicherlich viele Gründe einfallen, weshalb das in einer deutschen Stadt gar nicht notwendig wäre.  Uns fällt hingegen kaum ein einziger Grund ein, wieso eine regierende Partei mit sehr, sehr sicheren Positionen im Parlament solche Szenen zulässt und schon gar nicht, warum diese mit Stolz gezeigt werden.

17. August   Medien berichten über Äußerungen von Vertretern der Immobilienbranche, nach denen nur noch einer aus 14 Käufern akzeptiert, eine sich im Bau befindende Wohnung zu kaufen.  Die Kaufinteressenten suchen fertiggestellte Immobilien, da sie nicht so richtig an die Fähigkeit der Baufirmen glauben, die Finanzierung für deren Fertigstellung finden zu können.  Dies wurde in einem Interview in den Spätnachrichten von Nova TV bestätigt.

12. Juli   Die heutige Ausgabe von "Trud", einer der umsatzstärksten Tageszeitungen, erschien - trotz der gestern zu Ende gegangenen Fußballweltmeisterschaft - mit der großen Schlagzeile, dass der Immobilienmarkt unter der Last der Krise eingebrochen ist.  Die Rede ist von einem Verkaufsvolumen wie es seit 2004 nicht beobachtet wurde.  Nach Angaben der Agentur für Eintragungen wurden im ersten Halbjahr 73.867 Geschäftsfälle registriert - knapp 16% weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres, welches als „Alptraum“ bezeichnet wurde.  Entgegen dem negativen Trend stieg die Anzahl der Kaufverträge in Sofia um 3% und betrug im ersten Halbjahr 10.038.  Zum Vergleich: in den Jahren 2007 - 2008 gab es in der Hauptstadt mehr als 130.000 Geschäftsfälle pro Halbjahr.

07. Juli   Zwei Fernsehsender gestern Abend und die meisten Zeitungen heute berichten über Expertenmeinungen, nach denen es einen zweiten Zusammenbruch bei den Immobilienpreisen geben könnte.  Zahlen von minus 15% bei Wohnungen werden zitiert.

06. Juli   Die Polizei hat gestern eine neue Hymne bekommen.   Medien berichten, dass diese stark einem Gedicht von Majakowski aus den 1920er Jahren ähnelt, in dem die sowjetische Miliz gelobt wurde.  Sehr merkwürdig ist die folgende Phrase:  "Es ist ein Stolz in den Reihen Bulgariens und des Innenministeriums zu dienen."

Weder jüngere noch ältere Menschen, mit denen wir das Thema besprochen haben, konnten sich erinnern jemals den Ausdruck "die Reihen Bulgariens" gehört zu haben, egal in welchem Kontext.  Es ist schwierig die treffende Bezeichnung dazu zu finden: diese müsste irgendwo zwischen komisch und mitleiderregend liegen.  Gefährlich ist es (noch) nicht.